Hier hätte eine Statistik stehen können oder: das liebe Leid mit den Zahlen

Immer wieder, und gerade auch jetzt wieder geistern Statistiken aus fragwürdigen Quellen im Netz herum, die uns Leser dazu bringen wollen, hieran zu glauben; sei es um sich selbst einen kompetenten Anstrich zu geben oder schlichtweg um etwas zu verkaufen. 

 

Das an sich wäre nicht das Problem, da die meisten Menschen über einen gesunden Instinkt für den Unterschied von Wahrheit und ... ausgeschmückter Wahrheit ... ausgestattet sind.

Kompliziert wird es, wenn Medien ungeprüft derlei Meldungen abschreiben und nicht hinterfragen. Bestes Beispiel zuletzt war das Zitieren einer Statistik des mir bis dahin völlig unbekannten Rabattcouponanbieters (!) Savoo, wonach Katzen in der Lebenshaltung doppelt so teuer wie Hunde zu Buche schlagen (Katzen: über 20.000 € im Laufe ihres Lebens, Hunde: knapp 11.000). 

Soso, dachte ich mir, interessant... und unlogisch.

Ein nettes Stilmittel: eine massive Ansammlung von Zahlen, gepaart mit markigen Textpassagen führt beim Leser gerne mal zum "Festplatten-Absturz" und man glaubt am Ende alles.

 

Übrigens wird an keiner Stelle dieser "Studie" ein Beleg angeführt, eine Quelle genannt (außer Google ...) und das statistische Verfahren wird ebenfalls nicht belegt. Ferner wird im Text von weiteren "Studien" gesprochen, aber nicht weiter präzisiert. Was beim Einen oder Anderen zur Vermutung führen kann, dass es sich hierbei entweder um willkürliches und/oder notdürftig "zusammengebasteltes" Material handeln könnte. Hierüber darf sich jeder selber Gedanken machen. 

 

Vor diesem Hintergrund interessant ist auch, dass ein Online-Magazin eines ziemlich bekannten Tieranzeigenmarktes im Mai 2021 demgegenüber eine Statistik eines bekannten Heimwerkerportals (!) zitiert, wonach die Katze mit 9.900 € Kosten im Laufe ihres Lebens deutlich hinter dem Hund (16.800 €) zurückbleibt. Zwischen beiden Statistiken liegt ein Jahr.

Wie also ist eine solch große Diskrepanz zu erklären? Antwort: gar nicht!

 

Das blinde "Nachplappern" einiger Medien (die betreffenden Stellen werden sich an dieser Stelle angesprochen fühlen) führt dazu, dass nicht fundiertes Wissen durch das Internet geistert und weiter verbreitet wird (Fake-News lässt grüßen), der Endverbraucher verwirrt und die Industrie mit möglicherweise falschem Material versorgt wird, das dann als Basis für Entscheidungen - zumindest als Entscheidungshilfe - dienen soll. 

  

Manchmal reicht eine kurze Recherche, machmal sogar nur kurzes Innehalten ...

 

Ihr

Frank de la Motte