So war die Interzoo digital

von Frank de la Motte
von Frank de la Motte

Nach der endgültigen Corona bedingten Absage der Präsenz-Interzoo für dieses Jahr hatte der Ausrichter WZF nicht viel Zeit, eine digitale Alternative aus dem Boden zu stampfen, die zumindest im Ansatz als Ersatz für das bewährte Format herhalten kann. Ob und wie das gelungen ist sowie unsere Eindrücke lesen Sie nachfolgend …

 

Es war ein absolutes Novum – eine rein digitale Messe. In einer Branche, in der der persönliche Kontakt immer noch wichtig ist, stellte dies für den Ausrichter eine inhaltliche, zeitliche  wie auch technische Herausforderung dar. Rund 336 Aussteller aus 48 Ländern nahmen mit über 1.100 Produkten daran teil. Natürlich war das Format erklärungsbedürftig und man bemühte sich im Vorfeld bereits um die Beantwortung diverser Fragen, die möglicherweise aufkommen könnten. Gut war, dass man sich bereits mehrere Tage vor Messebeginn mit dem System vertraut machen konnte. Die allgemeine grafische Umsetzung war unserer Meinung nach gut gelöst - Man fand sich in einer Art virtuellem Büro mit Personensuche, Chat-Funktion, Terminkalender etc. wieder. Die Schrift war wohl etwas klein und  es gab einige Probleme bei der Filterung nach Firmen und Produkten. Auch war das Handling an einigen Stellen etwas umständlich. 

 

Der Teufel liegt im Detail

 

Dass der Teufel tatsächlich  im Detail liegt, offenbarte sich stärker ab Beginn der Messe. So gab es immer wieder Probleme mit der Video-Konferenz, die an sich ja ein zentrales Tool einer virtuellen Messe ist - und auch sein muss. Ganz besonders am ersten Tag waren die Übertragungsprobleme derart stark, dass man schon gezwungen war, auf externe Tools wie zum Beispiel TEAMS für Videochats auszuweichen - bei denen man dann in der Folge auch meist blieb. Das ist natürlich suboptimal, da sich die Kommunikation dann außerhalb der Messeplattform abspielt und den Sinn einer solchen Veranstaltung ad absurdum führt. Vielfach wurde auch bemängelt, dass es nicht möglich war, das System mit Tablet und Smartphone zu benutzen, sondern man auf den heimischen Computer angewiesen war. Auch das Rahmenprogramm lief nicht ganz reibungslos.

 

Der Eindruck

 

Der Teilnehmerzuspruch nahm sichtbar stetig ab. Waren am Dienstag noch ziemlich viele der gemeldeten Teilnehmer online, schien ab Mittwoch Nachmittag das Interesse merklich nachzulassen. Am Donnerstag war erschreckend wenig los (Feiertag), erst Freitag zog die Aktivität wieder ein wenig an. Man hatte aber dennoch  den Eindruck, dass die Messe mit vier Tagen ein wenig zu lang angesetzt war.

 

Aber es gibt auch Gutes zu berichten. Alle Teilnehmer haben redlich versucht, das Beste aus der Situation zu machen und eifrig genetzwerkt sowie ihre Produkte ansprechend präsentiert. Gut war, dass die Möglichkeit gegeben war, Interessenten, die sich das Produktportfolio eines Herstellers angesehen haben, in der Folge direkt diesbezüglich anzusprechen. So hat sich mancher (vielleicht vorher nicht geplante) Kontakt ergeben. Auch blieb die allgemeine Stimmung bis zuletzt aufgeschlossen und wohlwollend.

 

 

Fazit

 

Die Umsetzung sowie die Resultate wurden in vielen Fällen von den Ausstellern  als „enttäuschend“ bezeichnet. Eigentlich schade - da war mehr drin. Zugute halten muss man dem Ausrichter, dass das Zeitfenster wirklich knapp bemessen war - und dafür war das Ganze nicht so schlecht. Sicherlich wird er, sollte das Format wiederholt oder in die physische Interzoo zukünftig integriert werden, an vielen Stellen nachbessern müssen, aber die WZF hat Mut gezeigt, sich an dieses Thema heranzuwagen und innerhalb kürzester Zeit eine Lösung zu präsentieren.

 

Ist die digitale Version für Zoofachhändler geeignet? Eher nein. Hier können eher Hersteller und Vertriebsfirmen untereinander Kontakte knüpfen bzw. ausbauen. 

 

Ersetzt eine digitale Interzoo die physische Interzoo? Keinesfalls, man braucht den realen Kontakt, muss die Produkte fühlen. Aber eine Notlösung bzw. Ergänzung kann die digitale Interzoo vom Potenzial her allemal werden, wenn die WZF und seine Partner aufgrund ihrer Eindrücke nun ihre Hausaufgaben machen.

 

Wie haben Sie die Messe erlebt? Schreiben Sie uns: redaktion@zoofach-trend.de

 

Den kompletten Messebericht und Vieles mehr finden Sie in der kommenden Ausgabe der ZooFach-Trend.