
Kaum ist der neue Verordnungsentwurf von Ministerin Klöckner bekannt geworden, geht der - typisch deutsche - Aufschrei der Verbände und Lobbyisten durch das Land.
Das ist prinzipiell in Ordnung so, dafür sind sie ja auch da.
Aber wenn man einmal von außen oder von oben – je nachdem, wie man es betrachten mag - drauf schaut, ist die Sache an sich doch gar nicht so schlecht.
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Zunächst sei vorausgeschickt, dass, wenn die Verordnung überhaupt so durchgeht, diese wohl erst im Sommer zum Tragen kommen wird.
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Die Intention der Ministerin ist es, das Tierwohl weiter in den Vordergrund zu stellen, und das ist absolut begrüßenswert. Es gibt - wie in jeder Branche - auch im tierführenden Zofachhandel schwarze Schafe, denen man auf die Finger schauen muss. Und wenn es auch nur einem Tier dadurch besser geht, macht die Verordnung schon Sinn.
Manchmal wird die Tierhaltung auch nicht absichtlich, sondern aus anderen Gründen wie Unachtsamkeit oder Überlastung schlecht durchgeführt. Auch hier führt ein engmaschiges Kontrollsystem dazu, dass jeder Mitarbeiter, egal ob Inhaber, fest Angestellter oder Aushilfe, dem Tierwohl gerecht werden kann.
Dies kann nur im Interesse des tierführenden Zoofachhandels sein, dann gute vorgelebte Tierhaltung und qualifizierte Beratung sind eben die Kernkompetenzen des Zoofachhandels, der das Ganze deshalb sportlich nehmen sollte.
Die Erneuerung der Genehmigung alle acht Jahre ist ebenfalls durchaus sinnvoll, auch wenn der Verband dagegen wettert.
Ja, es ist unbequem. Aber wenn man es einmal mit der regelmäßigen TÜV-Hauptuntersuchung fürs Auto vergleicht, durch die sichergestellt werden soll, dass der Wagen auch über lange Zeit in Schuss bleibt und andere nicht gefährdet, ist es vielleicht leichter einzusehen. Wie schnell schleifen sich Abläufe ein, die am Ende nicht wirklich zweckdienlich sind. Fortbildung ist immer gut. Wissen ist Macht und ein Pfund, mit dem man im täglichen Wettbewerb wuchern kann. Man kann mit geschultem Personal tatsächlich auch werben ...
Die vom Verband als Folge dessen kritisierte fehlende Planungssicherheit halte ich für übertrieben dramatisiert; wer seinen Job (gut) macht, dem wird nicht die Grundlage dafür entzogen - auf jeden Fall nicht durch diese Verordnung. Warum sollte man also nicht mit einer Weiterführung der Tierhaltung planen können, wenn alles in Ordnung ist?
Auf der anderen Seite ist es natürlich mit der reinen Intention und der Formulierung der Ziele seitens des Ministeriums nicht getan; die konkrete Umsetzung bleibt in den Einzelheiten noch offen und muss natürlich dann noch geklärt werden. So spielen selbstredend gewisse betriebswirtschaftliche Faktoren eine Rolle; auch die Frage, wie diese Fortbildungen generell finanziert werden, wer sie also bezahlt und wer sie anbieten kann/darf. Ebenso, wie man Fortbildungen organisieren kann, möglichst ohne die täglichen Abläufe zu sehr durcheinander zu bringen.
Also: anpacken, nicht jammern! In diesen Zeiten muss man nach vorne schauen und die Ärmel hochkrempeln.
Denn ganz ehrlich: warum wird man denn Zoofachhändler? Weil man Tiere liebt und diese Tierliebe - gepaart mit fundiertem Wissen - zum Wohl der Tiere an Gleichgesinnte weitergeben will. Genau darum!
Und deshalb darf man - untypisch für die deutsche Kultur - in dem Fall durchaus auch mal sagen:
"Gut gemacht, liebe Politik!"
Ihr Frank de la Motte
Chefredaktion
